Väter mit Schwangerschaftssyndrom
Väter und schwanger? Es gibt durchaus ein Phänomen, bei dem die Männer typische Schwangerschaftssymptome entwickeln, wenn ihre Frau ein Baby erwartet. Welche Symptome das sind und welche Ursachen dahinter stecken …
Väter und schwanger? Naja, eigentlich nicht wirklich. Es gibt aber durchaus ein Phänomen, bei dem die Männer tatsächlich typische Schwangerschaftssymptome entwickeln, wenn ihre Frau ein Baby erwartet. Was genau verbirgt sich dahinter? In diesem Artikel erfährst du, wie sich das Schwangerschaftssyndrom bei werdenden Vätern äußert.
Wenn Männer schwanger werden – das Couvade-Syndrom
Es nennt sich das Couvade-Syndrom und es tritt tatsächlich bei mehr Männern auf, als man annehmen sollte – bis zu 79 Prozent, so lauten die Schätzungen, leiden unter einem oder mehreren Symptomen, wenn ihre Frau schwanger ist.
Anzeichen für das Couvade-Syndrom
Wie genau äußert es sich nun, das Schwangerschaftssyndrom bei Männern? Ganz unterschiedlich. Am häufigsten ist wohl die Gewichtszunahme, vor allem am Bauch. Sehr viele Männer nehmen zu, wenn ihre Partnerin schwanger ist. Im Durchschnitt sind es sogar bis zu vier Kilogramm, die künftige Papas an Gewicht zulegen.
Manchmal kommt es auch zu folgenden Symptomen:
- Übelkeit
- Schwindel
- Kopfschmerzen und
- Stimmungsschwankungen
Die Beschwerden sind also meistens ähnlich wie bei der werdenden Mutter.
Gibt es eine Erklärung für dieses Phänomen?
Es gibt zumindest Erklärungsversuche. Ein möglicher Ansatz ist, dass sich der Lebensrhythmus des Paares während der Schwangerschaft verändert. Da die Schwangere einen größeren Appetit hat und an Heißhungerattacken leidet, isst sie oftmals mehr. Der werdende Vater macht bei diversen Fressgelagen dann häufig mit – und schon steigt das Gewicht. Zumindest wäre das eine denkbare Erklärung für die Gewichtszunahme.
Wie ist das mit den Hormonen?
Forscher haben herausgefunden, dass sich bei Männern ebenfalls die Hormone verändern, während ihre Frau schwanger ist. Das liegt möglicherweise daran, dass von einer schwangeren Frau andere sexuelle Lockstoffe ausgesendet werden. Diese lösen dann offensichtlich beim Mann eine Art Brutverhalten aus. Ganz genau kann man es aber nicht begründen, das Phänomen der männlichen Schwangerschaftssymptome.
Ein Blick in andere Kulturen
Wie ist das eigentlich in anderen Kulturen? Leiden die Männer dort auch unter Symptomen, die eigentlich Schwangeren vorbehalten sind? Teilweise ja. In vielen Naturvölkern werden noch heute die Gefühlsveränderungen der Frau, die sie in der Schwangerschaft durchläuft, rituell ausgelebt. Das heißt, dass der Vater die Wehen seiner Frau nachahmt, sich ihre Kleider anzieht und am Ende der Schwangerschaft mit ihr zusammen im Bett liegt. Teilweise werden Rituale vollzogen, die zum einen angeblich dem Wohl des Kindes dienen, zum anderen aber auch dazu dienen, dass der Mann in der Dorfgemeinschaft als Vater anerkannt wird.
Unbewusste Ängste als Ursache für das Couvade-Syndrom?
Unsere Gesellschaft ist viel zu zivilisiert, als dass die oben genannten Rituale irgendeine Rolle spielen könnten. Bei uns könnte vielmehr ein Grund dafür sein, dass die Väter Zukunftssorgen plagen. Manche Männer entwickeln ihrem Ungeborenen gegenüber regelrechte Konkurrenzgefühle, die sie kompensieren wollen, indem sie sich emotional ganz in die Schwangerschaft hineinknien und sie dadurch fast selber körperlich erleben.
Und wie ist das in der Tierwelt?
Interessant ist hier ein Blick über den Tellerrand und zwar nicht nur auf andere Kontinente und Kulturen, sondern auch in die Tierwelt. Und tatsächlich: Auch einige Tiermännchen bekommen einen Bauch, wenn das Weibchen trächtig ist. Der Stoffwechsel scheint sich hier so zu verändern, dass das Männchen zunimmt. Bei verschiedenen Affenarten trifft das zum Beispiel in der Form zu.
Couvade: Gibt es ein Problem damit?
Ein wirkliches Problem ist das Couvade-Syndrom sicherlich nicht. Nur: Der Bauch, der bei der Frau nach der Geburt dann doch relativ schnell verschwunden ist, bleibt dem Mann erstmal noch eine ganze Weile erhalten. Ansonsten sind die Symptome nur bei sehr wenigen Männern so schlimm, als dass sie einen Arzt aufsuchen würden.