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„In dieser Kapelle haben wir schon viele Konzerte veranstaltet, auch Rockkonzerte“, sagt Karin Meincke, Vorsitzende der Hospiz Stiftung Krefeld. „Die Feiern hier werden in die Zimmer derjenigen Hospizbewohner übertragen, die nicht vor Ort daran teilnehmen können oder möchten, damit sie trotzdem Teil des Geschehens sind und mitfeiern können. Ausnahmsweise gibt es auch Taufen oder Hochzeiten von Familienangehörigen unserer Gäste – wir möchten den Gästen, wie wir die Hospizbewohner nennen, ermöglichen an Familienfeiern teilzunehmen, auch wenn sie schwerst erkrankt sind.“

Wir stehen in der früheren Kapelle der Herz-Jesu-Priester, die Teil des Hospiz am Blumenplatz in Krefeld ist. Sie ist als katholische Kapelle entwidmet, denn sie soll den Gästen aller Konfessionen als Raum der Ruhe und Besinnung zur Verfügung stehen. Die Kapelle ist einer der Räume, in denen sich der Aufenthalt der Hospizbewohner mit Leben füllt. Ja genau, mit Leben. Obwohl hier die Menschen auf ihrem Weg zum Tod begleitet werden, soll das Diesseits im Vordergrund stehen. Ebenso wie die Wünsche der Gäste, soweit das eben möglich ist. Denn noch ist der Tod nicht da und wieso nicht so viel leben, wie es geht, bis er kommt?

Zugegeben: So etwas wie Rockkonzerte in einer Kapelle waren nicht das erste, was mir beim Thema Hospiz in den Sinn kam. Während meines Besuchs dort war es aber auch nicht die einzige Gelegenheit, bei der deutlich wurde: Die letzten Tage bedeuten mehr als Abschied und das Abfinden mit dem Leben, wie es gewesen ist.

text-1Lebenswünsche gestalten die Tage

Was eigentlich während des gesamten Lebens gelten sollte, wird hier täglich gelebt: Schöpfe jeden Moment aus und gestalte ihn so gut wie möglich. Damit das gelingen kann, sorgen besonders qualifizierte hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ein Lindern der Beschwerden und fördern die vorhandenen Stärken. Dazu gehören auch die individuellen Wünsche der Gäste – vom Lieblingsessen bis hin zu lang ersehnten Reisezielen. Karin Meincke kennt nach Jahrzehnten in der Hospizarbeit viele solcher Beispiele:

„Wir hatten hier einmal einen Gast, der noch nie an der Nordsee war und diese als letzten Lebenswunsch gerne sehen wollte. Also haben wir das organisiert. Der Transport wurde ehrenamtlich von einem Arzt begleitet, vor Ort wurde die Klinik informiert – für den Fall der Fälle. Der Mann war eine Woche lang mit seiner Lebensgefährtin an der Nordsee gewesen. Wenige Tage nach seiner Rückkehr ist er hier verstorben.

 

Aber es sind nicht nur Dinge wie diese. Im Alter kann es dazu kommen, dass das Trinken und Schlucken schwerfällt. Wenn jemand beispielsweise gern Rotwein getrunken oder Schokolade gegessen hat, dann versuchen wir, ihm über ein selbst gemixtes Spray seinen Lieblingsgeschmack nahe zu bringen.“

Und auch sonst wird der Tagesablauf vom Gast bestimmt. Viele sind nach langen Krankenhausaufenthalten einfach froh, wenn sie ausschlafen können. Andere brauchen jemanden zum Reden oder zum Schweigen. Manche möchten etwas vorgelesen bekommen, andere eine Handmassage oder spazieren. Die Gäste sollen zu nichts genötigt werden. Manchmal kann es auch hoch hergehen. Abschiedspartys und Goldhochzeiten werden auf Wunsch im Hospiz gefeiert – mit Buffet und allem, was dazugehört. Bei den Rundgängen und Gesprächen wird klar: Hier wird intensiver gelebt als an manch anderem Ort.

Weiter leben mit dem Tod

Trotz der lebendigen Gestaltung eines jeden Tages frage ich mich: Wie gehen diese Menschen damit um, dass sie bald nicht mehr da sein werden, vielleicht den nächsten Monat nicht mehr erleben können? Es fällt schwer, sich in jemanden hineinzuversetzen, der mit einer tödlichen Diagnose hier eingezogen ist. Karin Meinckes Antwort darauf überrascht zunächst: „Es sind teilweise eher die Angehörigen, die mehr Hilfe brauchen als die eigentlich Betroffenen. Ihnen fällt es oft sehr schwer, mit dem bevorstehenden Verlust umzugehen und wieder zurück ins Leben zu finden. Auch dabei begleiten wir sie, beispielsweise im Rahmen von monatlich stattfindenden Café-Treffen, Hier können sie reden und sich auch untereinander stützen.

Bei den Gästen selbst ist es sehr unterschiedlich: Bei manchen geht es so schnell, dass sie keine Gelegenheit haben, die Situation wirklich zu realisieren. Das Gehirn lässt ja auch nur so viel an Wahrheit zu, wie wir verkraften können. Andere wiederum schaffen es, den Tod zu akzeptieren, auch die Jüngeren. Im Angesicht des Todes entstehen hier auch so tiefgreifende und aufrichtige Freundschaften, wie sie im Laufe des Lebens nur schwer zu finden sind. Auch das hilft und stärkt.“

text-2Selbstbestimmt sterben – oft ganz wörtlich zu verstehen

Beim Rundgang durch das hell und modern gehaltene Hospiz darf ich auch in das eine oder andere unbelegte Zimmer sehen. Sie erinnern eher an Hotel- als an Krankenhauszimmer. Ausgestattet sind sie unter anderem mit einem Kühlschrank, in dem die Gäste aufbewahren können, was sie möchten – zur Not auch einen Vorrat an Kümmerling. Es ist ein bisschen so, als erhielte man am Ende seines Lebens ein wenig Freiheit wieder. Fettiges Essen und eine Zigarette hinterher, wovon der Arzt für Gewöhnlich abrät – hier ist beides okay. Erlaubt ist, was die Lebensqualität erhöht.

Die Gäste versterben in ihren Zimmern und hier nehmen die Angehörigen meist auch Abschied. Zwar gibt es eigens dafür einen Abschiedsraum, aber er wird so gut wie nie genutzt. Die Umgebung soll vertraut sein. Kerzen werden aufgestellt, der Verstorbene erhält einen persönlichen Gegenstand in die Hand, manchmal gibt es Blumenblüten auf der Bettdecke. Alle Hilfsmittel, die an Krankheit erinnern, werden entfernt. Die Verstorbenen sehen friedlich aus, weil sie in einer geborgenen und verständnisvollen Umgebung gestorben sind. Meistens bleiben die Gäste einen Tag lang so aufgebahrt, bei Ausnahmen auch bis zu drei, damit die Angehörigen Gelegenheit haben, sich zu verabschieden.

Manchmal lässt sich der Tod ein bisschen aufhalten. Das Leben hat beim Zeitpunkt des Todes durchaus auch noch ein Wörtchen mitzureden: Manch ein Gast kann so lange nicht gehen, bis ein geliebtes Familienmitglied aus dem Ausland angereist ist und er es noch einmal gesehen hat. Ein anderer will erleben, wie Deutschland Weltmeister wird oder ausscheidet und es gelingt ihm. „Auch Schwerkranke schaffen es noch, sich Fristen zu setzen. Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die kann man nicht erklären“, sagt Karin Meincke lächelnd.

 

Hospize werden in Deutschland zu 95 Prozent über die Pflegesätze finanziert – 5 Prozent aller Kosten muss der Träger eines Hospizes über Spendengewinnung finanzieren, Gäste und Angehörige werden damit nicht belastet. Auch die besonderen Wünsche finanziert die Hospiz Stiftung Krefeld über Spenden.

Infos zur Hospiz-Arbeit gibt es auf https://hospiz-krefeld.de

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