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Der Sensenmann, Schnitter, Gevatter Tod (englisch: The Grim Reaper) – der Tod hat nicht nur viele Gesichter, sondern auch viele Namen. Sie alle haben mit seiner Darstellung in kulturellen und künstlerischen Werken – beispielsweise Gemälden, Kirchenverzierungen und Trauersprüchen – zu tun. Die schwarze Gestalt mit Kapuzenumhang, Sichel und manchmal auch einer Sanduhr ist eine der bekanntesten der Welt und findet sich mit geringen Unterschieden in den verschiedensten Kulturen wieder. Doch wo liegt der Ursprung des Sensenmannes in Europa und wie kam seine Darstellung zustande?

Sensenmann: Die Sichel für den Lebensfaden

In der antiken Kunst war die Sichel bereits als Werkzeug des Todes bekannt. Die Darstellung vom Sensenmann mit diesem Schneideinstrument geht in der westlichen Kultur allerdings vor allem auf ein verheerendes Ereignis zurück: Die Pestepidemien im 14. Jahrhundert waren es, die Maler und andere Künstler in einem nie dagewesenen Ausmaß zu einer genaueren Beschäftigung mit dem Tod veranlasst haben. Das unerklärliche Sterben von 25 Millionen Menschen musste kollektiv verarbeitet werden, indem der abstrakte Begriff des Todes in eine anschauliche Form übertragen wurde. Hierzu griffen die Künstler auf Beschreibungen aus der Bibel zurück, wie sie beispielsweise im Buch Hiob oder in der Offenbarung des Johannes aufgeführt wurden. Bei Hiob gilt der gealterte Mensch als reife Garbe. Die Vergänglichkeit des Menschen wird mit Gräsern oder Blumen gleichgesetzt. Hieraus geht auch der Glaube hervor, dass der Tod kommt, um den Menschen zu holen. Diese Vorstellung zog den Schluss nach sich, dass die Seele beziehungsweise das Leben eines Menschen bei seinem Tod geerntet wird. Die Sichel des Todes bei dem Sensenmann stellt demnach das Instrument dar, mit dem der Lebensfaden abgeschnitten und das Leben beendet wird. Sie steht außerdem auch für das Lebensende eines jeden, Bettler wie König. Der Tod macht beim Ernten der Seelen keine Unterschiede. Hierin zeigt sich die mittelalterliche Vorstellung, dass im Tod alle Menschen gleich sind.

Der Sensenmann. Einige behaupten, den Sensenmann gesehen zu haben.

Die Darstellung der Gestalt mit Sichel hat auch im heutigen Sprachgebrauch Spuren hinterlassen. Die Redewendung „Herein, wenn’s kein Schneider ist“ lautete ursprünglich: „Herein, wenn’s kein Schnitter ist“. Der Schnitter war die damalige Bezeichnung für einen Mäher, also einen Erntehelfer. Die Assoziation mit dem Tod verleiht der Aussage eine andere Bedeutung: „Herein, wenn’s nicht der Tod ist.“ Im Laufe der Zeit wurde der Begriff Schnitter durch den Schneider ersetzt. Auch die Aussage „Jetzt ist Sense“, gleichbedeutend mit „Jetzt ist Schluss“, ist auf das Werkzeug des Todes zurückzuführen. So entstand die Idee der Figur „Sensenmann“.

Der Sensenmann mit Sanduhr: Weitere Elemente und Darstellungen des Sensenmannes

Das Stundenglas, das häufig mit dem Gevatter Tod abgebildet wird, soll die ablaufende Zeit der Menschen auf Erden symbolisieren und das Warten des Todes auf das Lebensende eines Menschen. In älteren Darstellungen wird der Tod als Skelett gezeichnet, beispielsweise bei Dürer. Die Kutte, mit der er häufig gezeigt wird, soll entweder dieses Skelett verbergen oder auch die Tatsache, dass sich darunter nichts befindet und der Tod körperlos ist.

Eine prominente Verbildlichung des Todes, die von unterschiedlichen Künstlern wie beispielsweise Dürer oder Wasnezow immer wieder aufgenommen wurde, findet sich im Kontext der vier Reiter der Apokalypse: Krieg, Hunger, Seuchen und Tod. Der Tod reitet hier auf einem fahlen Pferd und wird ebenfalls entweder als Skelett oder als verhülltes Skelett dargestellt. In der Offenbarung des Johannes, die die apokalyptischen Reiter beschreibt, wird er mit einem Schwert dargestellt und ist der einzige Reiter, der namentlich genannt und als Tod bezeichnet wird.

Ähnliche Darstellungen über den Sensenmann in anderen Kulturkreisen finden sich beispielsweise in den Walküren, die als Psychopomp, also Seelenbegleiter, die Seelen der verstorbenen Krieger zu Odin bringen. Sie werden mit Flügeln und einem Schwert dargestellt, ähnlich wie der islamische Todesengel Azrael. Auch die ägyptische Göttin des Todes, Nephthys, wird mit einem sichelartigen Gegenstand gezeichnet, ebenso ihr Sohn Anubis, der Gott der Beisetzungen.

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heutzutage wird der Sensenmann immer wieder gern als Komödiefigur eingesetzt

Der Sensenmann in der modernen Kultur

Bis heute hat sich die Darstellung des Todes als schwarze umhüllte Gestalt mit Sichel gehalten, also: als Sensenmann. Neben furchteinflößenden Bildern wie dem gesichtslosen Unbekannten oder dem grinsenden Skelett finden sich heutzutage allerdings auch verharmlosende oder gar verniedlichte Bilder des Schnitters. Beispielsweise in dem Computerspiel Reaper – Tale of a Pale Swordsman on Steam. Die Spieler laufen darin als kleine Sensenmann-Figur mit schwarzen Knopfaugen durch die Landschaft und bekämpfen währenddessen Tiere, Menschen und andere Gegner mit einem Schwert.

Vor allem in Deutschland bekannt und beliebt sind die Sensenmann-Cartoons des Hamburger Cartoonisten Ralph Ruthe. Getreu dem Motto „Tot aber lustig“ verwendet auch der Cartoonist Michael Holtschulte den Tod mit der Sense in seinen Zeichnungen. Die Allegorie des Todes als greifbares Bild für unfassbare Ereignisse hat in der heutigen aufgeklärten Gesellschaft an Notwendigkeit verloren. Stattdessen lebt der Sensenmann als unterhaltsame, fast schon liebenswerte Figur in Populärmedien weiter und hat den gefürchteten Gevatter Tod abgelöst, der am Bettende steht, um die Seelen einzuholen.

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