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Die digina – kurz für digitaler Nachlass – wurde 2016 von Sabine Landes und Dennis Schmolk ins Leben gerufen, um die vielen Menschen zusammenzubringen, die zum Themenbereich „Tod und Trauer im Netz“ arbeiten. Die digina führte 2016 etwa 60 Teilnehmer auf den Hamburger Friedhof Ohlsdorf. In diesem Jahr kamen über 130 Menschen im Microsoft Office München zusammen.

Für die Organisation der zweiten Fachkonferenz holten sich Landes und Schmolk als Kooperationspartner noch Mario Juhnke und David Sporer von der Agentur mediahelden sowie Alexander Pinker vom Startup-Netzwerk SUN ins Boot.

Das erklärte Ziel der Konferenz: Aufmerksamkeit schaffen für die wichtige Frage, was nach dem Tod mit der digitalen Identität eines Menschen passiert. Aus Sicht der Veranstalter wird dieses Thema gesellschaftlich noch verdrängt. Außerdem sollte die Konferenz erneut Raum und Gelegenheit schaffen, damit sich alle austauschen können, die beruflich, ehrenamtlich oder persönlich mit diesen Fragen befassen. Mit dabei war auch Anja Schöne, Social-Media- und PR-Managerin der Lebensversicherung von 1871 a. G. München (LV 1871).

Ein interdisziplinäres Thema: Die Stimmen der digina 2017

Dem Ruf nach München folgten viele verschiedene Berufs- und Interessensgruppen. Neben Vertretern von Vorsorge-Startups und anderen Unternehmen der Digitalwirtschaft kamen auch Mitarbeiter von Banken, Versicherungen und Bestattungsunternehmen, Unternehmensberater, ITler, Journalisten, Politiker, Kirchenvertreter, Wissenschaftler, Juristen und Verbraucherschützer.

Dementsprechend breit war das Programm aufgestellt, das sich auf drei Bühnen verteilte. Tatjana Halm von der bayerischen Verbraucherzentrale stellte in einem Grundlagenvortrag die rechtlichen Rahmenbedingungen vor: Was darf der Verbraucher – und was nicht? Die SPD-Landtagsabgeordnete Diana Stachowitz stellte sich den Fragen der Besucher. Und die Künstliche-Intelligenz-Expertin Agnieszka M. Walorska gab einen Überblick über das spannende (und gruselige) Phänomen von Chatbots, die erlauben, mit Verstorbenen zu sprechen.

Ein Programmhighlight war die Podiumsdiskussion über das Familienthema digitaler Nachlass. Eine Teilnehmerin, Daniela Caruso, hat 2015 ihre Tochter verloren und erhoffte sich von deren Smartphone Aufschluss über die letzten Stunden. Dazu musste sie jedoch erst den technischen Schutz des Handys überwinden (lassen). Sie tauschte sich mit der Rechtsanwältin Christiane Warnke und dem Journalisten Richard Gutjahr über ihre Erfahrungen, deren rechtliche Einordnung und was man als Familie tun kann aus. Ein Fazit: Gute Vorsorge ist vor allem für die nächsten Angehörigen wichtig und kann viel Leid ersparen.

Unternehmenschancen und kultureller Wandel

In einer zweiten Diskussionsrunde sprachen Anja Schöne von der LV 1871, Sandra Bührke von der HypoVereinsbank, Dr. Christopher Eiler vom Online-Nachlassdienst Columba und Oliver Wirthmann vom Kuratorium Deutsche Bestattungskultur darüber, welche Rolle Banken, Versicherungen und Bestattungsunternehmen für das Thema digitaler Nachlass spielen. Hierbei wurde vor allem klar, dass das Thema viel zu komplex ist, um ausschließlich von einer Branche bearbeitet zu werden.

Auf den Nebenbühnen war vor allem viel Raum für Fachfragen. Die deutsche Pionierin im Bereich digitaler Nachlass, Birgit Aurelia Janetzky, sprach mit Unternehmern über Geschäftsmodelle rund um digitalen Nachlass. Die Soziologen und Bestseller-Autoren Thorsten Benkel und Matthias Meitzler stellten unseren Umgang mit Trauer und Tod im Internet vor und Pfarrer Rainer Liepold diskutierte die Frage, wie sich die evangelische Kirche an einer digitalen Erinnerungskultur beteiligen könnte.

Das Thema digitaler Nachlass wird präsenter

Eine wichtige Veränderung gegenüber der digina im letzten Jahr ist, dass man den Inhalt wesentlich seltener erklären (und rechtfertigen) muss: Sowohl in den Medien als auch unter Online-Unternehmern ist das Thema digitaler Nachlass so präsent wie noch nie.

Die verschiedensten Fach- und Publikumsmedien berichten regelmäßig. Eine kleine Medienschau war auch Bestandteil des „Jahresrückblicks digitaler Nachlass“ von Sabine Landes und Dennis Schmolk. Auch nach Ansicht der anderen Referenten und vieler Besucher macht sich hier ein Kulturwandel bemerkbar: Das Thema Digitalisierung von Tod und Trauer wird nicht mehr als Nischenthema wahrgenommen, sondern als kulturell, wirtschaftlich und persönlich relevant.

Am Ende der Veranstaltung waren viele Besucher überrascht, wie facettenreich und spannend das Thema digitaler Nachlass sein kann und wie sinnstiftend es ist, sich damit zu beschäftigen. Ein digitales Erbe zeuge eben vor allem von einem sinnvollen (digitalen) Leben.

Konsens: Standards und politische Verantwortung

Ein Ergebnis der Konferenz war auch, in welchen Bereichen es aktuell noch etwas zu tun gibt. Fast alle Teilnehmer stimmten darin überein, dass vor allem zwei Felder zu beackern seien: Standardisierung und Aufklärung.

Standards sind vor allem da nötig, wo entweder rechtliche oder praktisch-technische Fragen offen sind. In Sachen Gesetzgebung und/oder Rechtsprechung sahen die meisten Experten noch erheblichen Nachholbedarf: das juristische System hinke der digitalen Alltagspraxis hinterher. Und die Politik sollte darüber nachdenken, Gesetze klarer zu fassen und dem digitalen Leben der Bevölkerung Rechnung zu tragen.

Auch einige technische Fragen lassen sich wohl nur über Standards regeln. Eine Idee, die schon auf dem digina Barcamp Anfang November entstand: Es braucht ein Konsortium, das klärt und definiert, wie die Anbieter von Online-Diensten – also zum Beispiel Soziale Netzwerke – ihren Nutzern eine Vorsorge für den Todesfall ermöglichen können. Hinterbliebene brauchen einen einfachen, vollständigen Überblick über die digitale Erbmasse und müssen den Nachlass zentral und komfortabel im Sinne des Verstorbenen regeln können.

Die Teilnehmer sahen die Politik aber auch da in der Pflicht, wo es um Aufklärung geht. Der Branchenverband Bitkom hatte im August eine Umfrage veröffentlicht, aus der hervorging, dass die meisten Menschen gerne für ihr digitales Leben vorsorgen würden, sich aber nicht ausreichend informiert fühlen. Auch hier müssen öffentliche Förderprogramme, Stiftungen und Institute reagieren.

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